Tess von Thomas Hardy

Der Roman Tess fiel mir auf, als ich nach viktorianischen Romanen suchte.

Ein Sittenbild seiner Zeit, das deutlich zeigt, wie unterschiedlich die Taten von Männern und Frauen auch damals gesehen wurden.

Sehr schön geschrieben wird ein dichtes Bild, bei dem man mit der Hauptakteurin quasi mitfiebert!

Die schöne junge Tess, das älteste Kind einer armen Familie wird zu einer entfernten Familie mit vermeintlich gleichem Stammbaum geschickt.

Sie ist jung, unschuldig, schön und voller Hoffnung das Schicksal ihrer Eltern und Geschwister verbessern zu können.

Doch ihr steiniger Lebensweg, mit vielen Fußangeln, nimmt dort seinen Anfang.

Für die damalige Zeit ist Thomas Hardy schonunglos ehrlich, er schildert eine Handlung die zu damaliger Zeit eher nur totgeschwiegen wurde.

Erst nach über der Hälfte des Buches fiel mir auf, dass es auch eine Verfilmung mit Nastassja Kinski gibt, die sehr bekannt ist.

Ich kann dieses Buch nur empfehlen.

spoiler

 

Es ist schon makaber, die arme Tess wird geschwängert durch einen Mann der sie in einer schwachen Situation gegen ihren Willen zum Sex bringt. Es handelt sich um ihren Arbeitgeber und sie verlässt am nächsten Morgen das Anwesen.

Doch nicht der Mann ist der Böse, sondern die Frau und das zieht sich durch ihr Leben, sie glaubt auch selbst, etwas Übles getan zu haben, auch das zeigt viel darüber, wie die Menschen damals dachten.

Ihr Kind stirbt im Kindesalter, sie verdingt sich als Arbeitskraft auf einem entfernten Hof. Dort ist zur gleichen Zeit einer junger Mann mit Vermögen, der lernen will, wie man einen Hof führt, da er vorhat, sein weiteres Leben mit Landwirtschaft auf einem eigenen Hof zu verbringen.

Die Beiden verlieben sich und es kommt zur Hochzeit, an diesem Tag gesteht er ihr, dass er zwei Tage in Sünde mit einer älteren Prostituierten verbracht hat, in dem Glauben, dass dieser Mann sie lieben kann, wie sie ist, erzählt sie auch von der Gewalt, die ihr angetan wurde.

Ihr Mann wendet sich ab, ist angewidert und erschüttert und beschließt in Südamerika nach Land zu suchen, für einen Hof.

Doch er lässt ihr Hoffnung, nur wenig, aber genug, dass sie fortan lebt und auf seinen Brief wartet, in dem er ihr verzeiht.

Es dauert Jahre, die sie mit harter Arbeit verbringt, in denen sie glaubt, sie hätte Strafe verdient, erst als sie es nicht mehr aushält, weil der Mann, der sie schwängerte ihr wieder massiv nachstellt, schreibt sie ihrem Ehemann und bittet ihn, ihr endlich zu vergeben, weil sie nicht glaubt, soviel Strafe und Verachtung verdient zu haben.

Doch ihr Mann antwortet nicht, weil er krank im Fieber liegt. Als dann noch überraschend ihr Vater stirbt und sie sich um ihre Mutter und Geschwister kümmern muss, die durch den Tod obdachlos werden, gibt sie der Werbung ihres alten Schänders nach und wird dessen geliebte, dafür hilft er ihrer Familie.

Als ihr Mann überraschend und damit zu spät zurückkommt, totet sie in Verzweiflung den Mann, mit dem sie fortgesetzten Ehebruch begangen hatte.