Das karmesinrote Blütenblatt von Michel Faber
Sugar ist die Hauptperson in diesem viktorianischen Roman, der im viktorianischen London spielt und sich mit Doppelmoral beschäftigt.
Schon als junges Mädchen fängt Sugar ihre zweifelhafte Karriere als Prostituierte an, sie wird begehrt, denn sie gibt jedem Freier das Gefühl, dass sie genau ihn begehrt und das liebt, was er sich wünscht. Und auch sonst ist sie eigen, nie mehr als ein Freier am Tag, sie achtet darauf, nie wie eine Hure zu wirken. Sie schreibt heimlich, blutrünstig rächt sie sich auf dem Papier an denen, sie sie benutzen.
Schließlich schafft ein Kunde, William, sich ihr gefühlsmäßig zu nähern. Sie wird seine Vertraute, bald ist er ihr Einziger, sie berät ihn auch geschäftlich. Ihrem Gespür ist es verdanken, dass seine Firma endlich erfolgreich läuft.
Irgendwann entwickeln die Beiden einen Plan, der dafür sorgen soll, dass sie endlich zusammen sein können. Da Williams Frau sich nicht um das gemeinsame Kind kümmert, wird Sugar als Kinderfrau für die Kleine eingestellt.
Damit verlässt sie das Millieu und alles könnte wunderbar sein.
Michel Faber ist ein beeindruckender Autor, der sich in den verschiedensten Bereichen sicher bewegt, ich habe Euch ja schon von seinem Roman Die Weltenwanderin erzählt.
Das karmesinrote Blütenblatt hat fast 1.000 Seiten und trotzdem war ich traurig, als es vorbei war, denn die Geschichte zieht einen schnell in seinen Bann. Auch wenn Sugar nicht die supersympathische Heldin ohne Fehl und Tadel ist, so kann man sie doch recht gut verstehen.
Viktorianisch aber nicht wirklich kitschig!