Die Weltenwanderin von Michel Faber
In Schottland fährt eine junge Frau Tag für Tag los, und hält nach jungen, gutgebauten Anhaltern Ausschau, die sie dann mitnimmt. Im Gespräch mit diesen Männern entscheidet sie dann, ob sie einfach wieder austeigen, am Ziel, oder ob ihr Leben sich für immer verändert.
Auffallend an ihr sind ihre großen Brüste, ihr wildes Haar, die dicken Brillengläser und die grobknochigen Hände, sie wirkt nett und eher etwas verunsichert.
Ich habe von Michel Faber bisher den Roman „Das karmesinrote Blütenblatt“ und dazu gehörig die Kurzgeschichtensammlung „Sugars Gabe“ gelesen, beide spielen im England der viktorianischen Zeit, doch auch hier merkte man schon, dass Faber als Auor immer für eine Überraschung gut ist.
Und so ist es auch hier, wer glaubt, es ist ein Thriller oder ein Erotik-Roman, weit gefehlt… Stück für Stück zeigt sich die Wahrheit.
Mir gefiel der Roman sehr gut, man muss sich erst einlesen, dann kann man ihn kaum noch weglegen, so ging es mir zumindest.
Stück für Stück erfährt man, dass die Anhalter mitgenommen werden, wenn sie keine Angehörigen haben, werden sie betäubt, entführt und zu Stallviech degradiert, grausam verstümmelt, denn ihr Fleisch ist eine Delikatesse.
Isserly, so ist der Name der jungen Frau, gehört zu einer Rasse von Außerirdischen, die in den Erdenmenschen nicht mehr als Tier sehen. Isserly selbst wurde verstümmelt, es wurden ihr Gliedmaßenamputiert, sie wurde massiv chirurgisch verändert und ihr wunderbarer, glänzendes Fell wurde entfernt, alles dafür, dass sie als FÄngerin auf der Erde arbeiten kann.
Denn selbst die täglichen Schmerzen durch die Eingriffe, die einfachen Lebensumstände und der bemitleidende Blick von ihren Mitarbeitern auf der Farm, die ihre wunderbaren überlegenen Körper ohne Modifizierung behalten durften, sind einfacher als das Leben, das sie auf ihrem Heimatplaneten erwartet hätte, als Angehörige einer unteren Schicht, in unterirdischen Stollen schuftend, von Abfällen lebend, ohne je an die Luft zu dürfen.