Am Ende war die Tat

Es handelt sich um einen Roman von Elisabeth George, die ich sehr schätze und der an sich sehr untypisch für sie ist.

An sich erzählt dieses Buch die Vorgeschichte eines früheren Romans (wo kein Zeuge ist), und wie es soweit kam, dass der Mord geschehen konnte, der im anderen Buch beschrieben wurde.

Ich habe auch bei Amazon gelesen, dass das Buch diverse schlechte Kritiken bekommen hat. Allerdings kann ich das absolut nicht verstehen, im Gegenteil, es ist eins ihrer besten Bücher.

Die Hauptperson ist ein zwölfjähriger Junge, der mit einer Teenagerschwester und einem jüngeren, gestörten Bruder von seiner Großmutter einfach bei seiner Tante vor der Tür abgesetzt wird, als diese zurück in ihre Heimat Jamaika will.

Die Tante hat noch nie Kinder im Haus gehabt, ist neben einem normalen Job dabei, sich selbständig zu machen und hat ganz andere Dinge im Kopf, als sich um drei fast fremde Kinder zu kümmern, doch sie hält es für ihre Pflicht, die Kinder aufzunehmen, da sie die einzige Verwandte ist, die verhindern kann, dass die Kinder ins Heim kommen.

Von der eigenen Mutter hat Joel keine Hilfe zu erwarten, die sitzt in der Psychatrie. Auch sonst passen die drei Kinder dadruch, dass sie Mischlinge verschiedener Kulturen sind, die in keine Bevölkerungsgruppe der sozial schwachen Gegend wirklich passen.

Bei Amazon wird dem Buch vorgeworfen, dass die Handlungen teilweise einfältig sind, doch man darf nicht vergessen, es sind die Handlungen eines Kindes. Und dann finde ich sie sehr schlüssig.

Was mich beeindruckt hat, ist die Darstellung vom Jugendamt: Fabia Bender, die Sozialarbeiterin ist keine uninteressierte Bürokratin, doch sie hat so viele Schützlinge, dass es ihr kaum möglich ist, sich um alle zu kümmern. Nachdem erst Vanessa, die große Schwester auffällig wird, weil sie sich mit anderen Mädchen zusammentut, um Ladendiebstähle und kleinere Überfälle zu machen, vergehen noch Wochen und Monate eh die Sozialarbeiterin erfährt, dass es an sich drei Kinder sind, um die man sich kümmern müsste.

Ich habe früher mal in genau so einer Gegend in London gelebt, nicht lange und ehrlich gesagt, das war vor Jahrzehnten und gewiss war es damals bei weitem nicht so schlimm, wie es heute sein wird, aber schon damals war es erkennbar, wie sehr in diesen Gegenden eigene Regeln galten, sie eben eine eigene Welt mit eigener Ordnung waren.

spoiler

An sich glaubt Joel, es kann nciht schlimmer kommen, als er von seiner Großmutter, die eben noch erzählte, sie würden alle zusammen nach Jamaika fahren, mit seinen Geschwistern bei seiner Tante Kendra abgesetzt wird.

Natürlich versuchen die drei Kinder irgendwie ihren Platz in der neuen Welt und Ordnung zu finden, zumindest Joel und Vanessa lernen schnell, wie es dort funktioniert.

Zwei Dinge geschehen gleichzeitig, Vanessa wirft sich einem Kriminellen, der sich „The Blade“ nennt und der das Sagen hat, an den Hals, der sie auch als aktuelle Gespielin akzeptiert und Joel zieht das negative Interesse eines Teenagers namens Neal auf sich, der versucht, ihn und seinen kleinen Bruder fertig zu machen.

Doch lange hält die Beziehung zwischen „The Blade“ und Vanessa nicht, ihr fehlt die Unterwürfigkeit, die ihr Liebhaber erwartet.

Und Joels Probleme werden immer größer, die Übergriffe durch Neal werden immer massiver, es geht soweit, dass er mit Anderen zusammen Vanessa vergewaltigt und einen alten Kahn anzündet, auf dem sich Joel’s kleiner Bruder versteckt.

Alles was Joel versucht, die Situation wieder in den Griff zu kriegen, macht sie nur schlimmer. Zumal er sich weder an  seine Tante, noch an ihren Freund, geschweige denn die Polizei wenden will.

In seiner Verzeiflung wendet sich Joel an „The Blade“ der im Hilfe zusagt, doch zuerst muss er etwas für ihn tun, etwas kriminelles.

Der Junge sieht die wirklichen Geschehnisse nicht und schlägt alle Warnungen in den Wind, bis er sich so sehr verheddert hat, dass er seine Zukunft, und nicht nur seine, ruiniert hat.