Das Kabinett des Dr. Parnassus von Terry Gilliam
Ich habe eine besondere Schwäche für Terry Gilliam-Filme, ich mag die morbide Art, den abgebröckelten Glamour und die ganz eigenen Fantasiewelten, die Terry Gilliam erschafft.
In diesem Film übertrifft er sich selbst, eine Geschichte, die vor über 1000 Jahren anfängt, um den unsterblichen Dr. Parnassus und seinen ewigen Kampf gegen Mr. Nick, dem Teufel, gespielt von Tom Waits.
Aller Glanz ist verschwunden, die Kleinbühne, die der Dr. betreibt, mit zwei Gehilfen und seiner fünfzehnjährigen Tochter Valentina wirkt wie schlechter, billiger und altmodischer Klamauk, alles ist halb zerfallen, niemand glaubt, dass sich hinter dem Spiegel des Spiegelkabinetts wirklich eine Fantasiewelt versteckt, hinter der jeder Mensch sich verändert und sich am Ende zwischen Gut und Böse entscheiden muss.
Doch wer glaubt schon an echte Wunder, wenn sie sich so darstellen.
Parnassus hat seinen Biss verloren, er ist ein alter Mann, der dem Teufel sein Kind am 16. Geburtstag angeboten hat, im Tausch für etwas, was Lange her ist.
Doch der Teufel bietet ihm eine Wette an, wenn sich bis zu Valentinas Geburtstag 5 Menschen für das Gute in der Spiegelwelt entscheiden, so ist sie frei.
Genau zu dieser Zeit stößt Tony zur skurrilen Wanderbühne, er ist charismatisch und voller Kraft, beeindruckt die lange müden Weggefährten mit Elan und setzt alles daran, die fünf Seelen für das Gute zusammen zu bekommen.
Die letzte Filmrolle von Heath Hedger, die genau die Zerrissenheit zeigt, die ihn auch in der Rolle des Jokers unvergesslich gemacht hatte. Ledger starb während der Filmaufnahmen, Glück im Unglück, wenigstens für den Film, der ein echtes Kunstwerk ist. Die Aufnahmen, die in London spielten waren so gut wie abgedreht, nur die im Spiegelkabinett fehlten.
Und da das Kabinett ja eh jeden verändert übernahmen Jude Law, Johnny Depp und Colin Farrell je einen Auftritt als Tony, die Kleidung und Frisur unverändert, doch mit verschiedenen Personen besetzt, wird die jeweilige Verwandlung Tonys sehr klar, wenn er die Fantasiewelt betritt.
Die Vielschichtigkeit von Lily Cole aus Valentina ist beeindruckend, sie ist nicht hübsch im landläufigen Sinne, im ersten Moment wirkt ihr Gesicht zu eigen um angenehm zu sein, doch sie überzeugt innerhalb von Sekunden.
Meine besondere kleine Freude, Tom Waits, der als Teufel genial besetzt ist.
Terry Gilliam dreht keine Filme, die Mainstream sind, im Gegenteil, sie sind zu eigen um wirklich für jedermann geeignet zu sein. Nur wer experimentelle Filme mag, nicht immer nur auf sicher gehen will, auch surrealistische Dinge schätzen kann, der sollte diesen Film sehen und genießen.
Es dauert, bis sich zeigt, dass der Held nicht der Held ist, denn auch er ist vielschichtig, nicht einfach nur gut und böse.
Trotzdem ist das Böse das zum Vorschein kommt so übel, dass es alles verändert. Wie könnte ein Wunderwesen wie Valentina je mit einem Mann wie Tony glücklich werden.
Und am Ende überrascht Mr. Nick noch einmal, denn die Lust am Spiel, an der Wette, gibt Valentina eine letzte Chance, nachdem sie an sich schon verloren war.